Das Thema

Unsere Welt der Arbeit ändert sich und das Interesse daran unsere Arbeitswelten und die dazugehörigen Organisationen in eine wirklich mitfühlende, freundschaftliche, wertfreie und emotionale Nähe zulassende Grundstimmung zu bringen, ist der Nährboden für die Erreichung sozialer, kultureller und ökonomischer Ziele. Diese soziale Ökonomie unterscheidet sich von der formalen Ökonomie (For-Profit) durch diese neuen, Verbundenheit schaffenden Werte. Damit rückt die Profitmaximierung in den Hintergrund (Non-Profit). Dieses vermehrte Interesse am Gemeinwohl bei diesen so orientierten Unternehmen oder Initiativen, führt zur Dominanz von sozialen, empathischen Wertesystemen bei gleichzeitiger Verfolgung wirtschaftlicher Interessen. Die von uns angestrebte Organisation vernetzt Modelle mit sozio-ökonomischen und sozi-ökologischen, gemeinschaftsorientierten Ansätzen. Die Menschen, die hier aktiv sind, sind authentisch und daran interessiert, diese zutiefst menschlichen Werte unseres Zusammenlebens und -arbeitens in einer globalisierten, digitalisierten Welt zu integrieren und inspirieren und ermuntern sich gegenseitig ihre pluralistischen Werte zu teilen und können damit ihre individuellen und kollektiven Potenziale entfalten. Dabei werden vielfältige Intelligenzen, Kompetenzen, Werte, Interessen, Leidenschaften und emotionale Bedürfnisse aufgegriffen und ein kooperatives, subsidiäres und selbstorganisierendes Netzwerk entsteht.

Mitglieder an ganz verschiedenen Standorten, mit unterschiedlichen Angeboten sind in der Dachorganisation verbunden und kommen durch die eingangs genannten Haltungen in das Vertrauen zur Entfaltung einer neuen sozio-ökonomischen Struktur , die sich auf emphatischer Kooperation gründet. Die Mitglieder treffen sich regelmäßig zum sozialen Austausch über Ideen und begeistern sich an neuem Wissen und teilen den Open-Source Gedanken.

Es gibt ... deutliche Anzeichen für einen Paradigmenwechsel hinsichtlich alternativer Wirtschaftsformen und eines generell höheren gesellschaftlichem Interesses für nachhaltige, soziale und/oder ökologische Produkte. (Ehrlich/Lang 2012).

Die Idee

  • Gründung einer Organisationsform, die es erlaubt neue „Wirtschaftsansätze“ international / organisationsübergreifend zu vernetzen;
  • Abkopplung einer internen, von einer externen Wirtschaft (ähnlich wie bei Konzernen)
    • Äußeres Auftreten als Einkaufs- und Verkaufsgenossenschaft mit internen Produktions- und Dienstleistungskapazitäten;
    • Aufbau eines internen Verrechnungssystems (Clearing), möglichst nicht monetär (Plattformökonomie);
    • Aufbau von internen sozialen und solidarischen „Sicherungskonzepten“ (Verdienstausfall, Gesundheit)
      zusätzlich oder alternativ zu gesetzlichen Programmen und unter der Prämisse: Selbsthilfe, Selbstversorgung und Selbstverantwortung;
  • Möglichkeit europaweiter Vernetzung im 1. Planungsschritt
  • Einbindung von Blockchain basierten Werkzeugen z.B. coinsense.org mit eigener Community "Währung" ;
  • Umsetzung solidarischer „Share and Care“-Modelle.
Wenn wir keine eigenen solidarischen ökonomischen Strukturen entwickeln und aufbauen, bleiben kaum Freiräume, sich zumindest teilweise den bestehenden ökonomischen Zwängen zu entziehen. Damit schwinden u.a. auch die (zeitlichen) Spielräume für evolutionäre Entwicklung und die Solidarität.
Ziel der solidarischen Ökonomie muss für uns die Utopie einer Gesellschaft sein, in der jeder Mensch das Recht und die Möglichkeit hat, auf eine menschenwürdige Art Zugang zu all dem zu haben, was er physisch, psychisch und geistig benötigt um ein gutes Leben in selbstgewählten sozialen Zusammenhängen führen zu können. Viele dieser neuen Ideen schließen die Sicherung der Daseinsvorsorge ein, die offenbar von außen aufgrund veränderter ökonomischer Rahmenbedingungen nicht mehr gegeben scheint. System ändernde Ansätze entstehen jedoch nur dort, wo bewusst versucht wird, einen wachsenden und zusammenwachsenden, nicht waren- und wertbezogenen »Innenraum« zu schaffen, also einen vom allgemeinen Markt sorgfältig abgetrennten Erfahrungs- und Beziehungsraum.
Viele Akteure neuer solidarischer Ökonomie betonen die Bedeutsamkeit solidarischen Wirtschaftens für kulturellen Wandel, d.h. andere Umgangsformen, gemeinschaftliche Produktionsweisen oder ein anderes Bewusstsein bezüglich materieller Ressourcen. Projekte solidarischer Ökonomie bilden auf verschiedenen Ebenen einerseits Experimentierfelder und haben andererseits Modellcharakter. Daraus erwächst das Potenzial, eine wichtige Grundlage zur Durchsetzung umfassen derer Regulierungen und Rechte zu bilden.
Jedoch sind die Möglichkeiten jedes Menschen und jedes Projekts/jeder Gruppe begrenzt. Überall finden sich ebenso Schwachstellen, nicht Bedachtes, und Kompromisse aufgrund der Begrenztheit der ökonomischen Möglichkeiten oder einfach, weil die Akteure überfordert sind, neben der materiellen Existenzsicherung noch all die anderen Aspekte umfassend mit zu berücksichtigen.
Wichtig ist, diese Ansätze zu verbinden und soziale Orte zu schaffen, wo Interessierte den Einstieg in Selbstorganisation finden können ohne "ideologische Eintrittkarten" oder Szeneschranken.
Veränderte Rahmenbedingungen im wirtschaftlichen, technischen, gesellschaftlichen und politischen Bereich führen dazu, zu kooperieren und dennoch rechtlich selbständig zu bleiben. Es gilt wirtschaftliche Größen- und Synergie Vorteile zu nutzen, Risiken und Kosten zu teilen, gemeinsame Problemlösungen und offene Standards zu entwickeln und soziale und ökonomische Aspekte wieder ausgewogen zu betrachten.
Die Genossenschaftsidee erlebt in Europa gegenwärtig eine Renaissance. Das ist erstaunlich, denn lange Zeit galt die eingetragene Genossenschaft als wirtschaftliches Auslaufmodell. Mitbestimmung und soziale Verantwortung bei der Gestaltung wirtschaftlicher Prozesse gewinnen jetzt zunehmend an Bedeutung!
Von zunehmender Bedeutung sind zudem Genossenschaften, die vor dem Hintergrund spezifischer Bedarfslagen gegründet werden und dabei über die Förderung ihrer Mitglieder hinausgehen. Sie stellen Leistungen bereit, die von besonderem öffentlichen Interesse sind, weshalb sie auch als gemeinwesenorientierte Genossenschaften bezeichnet werden.

Genossenschaft als Modell?

„Genossenschaften sind recht komplizierte Subjekte des Wirtschaftsrechtes. Es handelt sich um spezifische Unternehmen, freiwillige Vereinigungen von Personen oder Personengruppen, die gemeinsam eine höhere Leistungsfähigkeit ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit erstreben. Die Genossenschaft basiert auf persönlicher Mitgliedschaft und Selbstverwaltung. Zu ihrer Gründung bedarf es keines Kapitals von besonderer Höhe. Unter Beachtung der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestanzahl von Mitgliedern - in Deutschland sieben, was im internationalen Vergleich sehr hoch ist - gibt es keine von der Zerlegung des Grundkapitals abhängige Mitgliederzahl. Die Satzung der Genossenschaft ist unter Beachtung des Genossenschaftsrechts frei gestaltbar. Das Stimmrecht ist an die Mitgliedschaft gebunden, der gemeinschaftliche Geschäftsbetrieb gesetzlich vorgeschrieben. Die Profitmaximierung ist ausgeschlossen. Erzielte Gewinne müssen unmittelbar für den eigentlichen Förderzweck eingesetzt werden. Die Genossenschaft muss Mitglied eines Verbandes mit Prüfrecht sein. Die Pflichtprüfung dient dem Schutz der Genossenschaftsmitglieder und Gläubiger.“ (Nollau 2004: 6)
Eine S.C.E., die europäische Genossenschaft–denn es geht uns um großflächigen Austausch–kann von mindestens fünf juristischen oder natürlichen Personen gegründet werden, die ihren Wohn- bzw. Geschäftssitz in zwei verschiedenen Mitgliedstaaten des EWR haben. Sie benötigt Gründungskapital von mindestens 30.000 Euro. Investierende Mitglieder sind zugelassen, Geschäftsanteile sind übertragbar bzw. verkäuflich. Wir wollen eine S.C.E.–als Einkaufs- und Verkaufsgenossenschaft / Mitarbeitergenossenschaft–gründen, die es Mitgliedern ermöglicht sich intern auf einer „Plattformökonomie mit interner „ressourcenorientierten Kalkulation“ auszutauschen und Verwaltungsleistungen und soziale Versicherungsleistungen für Mitglieder bereitzustellen. Alles andere kann im Rahmen unseres selbstorganisierenden Konzepts von den Gründungsmitgliedern entwickelt werden.
Wie sich in einer IfL-Studie(1) zeigte, sind Genossenschaften als ideelle Organisations- und formale Rechtsform im Bereich sozialer Ökonomie stark vertreten und aktuell, wenn auch die Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft teilweise ein Image innehat, welches sie eher mit etablierten, ‚alteingesessenen‘ Erscheinungsformen der Sozialwirtschaft in Verbindung setzt. Doch spätestens mit der Novellierung des Genossenschaftsgesetzes (GenG) im Jahr 2006, welche die Gründung kleinerer Genossenschaften, Sozial- und Kulturgenossenschaften vereinfachte, ist die Rechtsform e.G. wieder interessant geworden.
  • Genossenschaften erweisen sich in Krisenzeiten als besonders effizient, insbesondere angesichts ihres Beitrags zur wirtschaftlichen und finanziellen Stabilität, zur Erhaltung und zur Schaffung von Arbeitsplätzen;
  • Kooperative KMU (2) wachsen in den Bereichen Dienstleistungen und Produktion und bieten „lokale“ Alternativen zu globalen Unternehmen;
  • Viele Genossenschaften geben Menschen die Möglichkeit, als Unternehmer aktiv zu werden und ihre Arbeit wieder würdig zu gestalten: sie bieten den Zugang zu Unternehmensorganisation, Kredit-, Produkt- und Marktinformationen, Technologie und Ausbildung in Managementfähigkeiten und Unternehmensentwicklung.
Wir freuen uns über weitere Mitgestalter, über Menschen, die uns unterstützen und diese wunderbare Idee weiter verbreiten! Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind! Wir bedanken uns für Ihr Interesse!
 
(1) Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig
(2) kleine und mittlere Unternehmen