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Kategorie: Blog

Kollektive Kohärenz

Auszug aus dem Webinar vom 6. August "Aufbau von Kohärenz und Resilienz in Gemeinschaften" (Building Community Coherence and Resilience)

"Koregulation bedeutet, dass mein Nervensystem und dein Nervensystem in der Lage sind, uns gegenseitige Unterstützung zu geben, wenn wir gestresst sind. Durch mitfühlendes Zuhören und durch gegenseitiges Fühlen können wir uns mehr Sicherheit und mehr Entspannung geben. Wenn ich dich ansehe, bist du bereits in meinem Gehirn. Mehr Nähe geht nicht. Und ich kann dich in mir spüren. Wenn wir das tun, können wir tatsächlich einen Impuls an das Nervensystem des anderen aussenden.

Denn wenn wir uns gesehen fühlen - also wenn ich fühlen kann, dass du mich fühlst, und du fühlen kannst, dass ich dich fühle - können wir uns entspannen. So war das in unserer Herkunftsfamilie, so war das in der Schule, als unsere Lehrer uns sahen und wir uns gesehen fühlten, und das trifft auch heute noch zu. Wenn ich spüre, dass mich jemand anderes auf der Gefühlsebene wahrnimmt, gibt mir das Sicherheit.

Darum geht es auch bei guter Leitungskompetenz. Sich gefühlt und gesehen fühlen, schafft Gemeinschaft, schafft ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Ich fühle, dass ich ein Teil von etwas bin, und nicht, dass ich ein getrenntes Partikel bin. Wenn wir das weiterdenken, bedeutet das, dass jeder von uns Teil einer Gemeinschaft ist.
Thomas Hübl

Bin ich isoliert in der Nachbarschaft, in der ich wohne, und kenne dort niemanden? Habe ich dort soziale Kontakte? Bin ich Teil des Raumes, in dem ich lebe? Bin ich auch Teil verschiedener anderer Gemeinschaften (meine Interessensgemeinschaft, meine Freunde, usw.)? So wie ich dich spüren kann, kann ich auch ein fühlendes Bewusstsein für die Gemeinschaft um mich herum haben. Ich kann ein Bewusstsein für das Unternehmen haben, für das ich arbeite. Ich kann ein Bewusstsein für das Land haben, in dem ich lebe.

Resilienzbildung bedeutet, dass ich nicht nur ein kognitiver Teilnehmer bin. Ich weiß nicht nur, dass ich diesem Land angehöre, und in dieser Nachbarschaft lebe, sondern ich spüre es auch. Die kollektive Traumageschichte, in die jeder von uns verwoben ist, führt oft dazu, dass wir abgetrennte und nicht gefühlte Bereiche in uns haben. Wir denken mehr als dass wir das Denken mit unserem Fühlen verbinden.

Zeuge sein und ein Bürger in unserer Welt zu sein, bedeutet, dass ich ein ganzheitlicher Bürger bin. Ich bin ein Bürger in meinem Körper, ich bin ein Bürger in meinen Emotionen, in meinen Bindungen, in meiner Beziehung zur Umwelt. Und ich bin auch auf der kognitiven Ebene ein Bürger. Das nennt man Kohärenz. Dann bin ich eine kohärente innere Welt, die an der äußeren Welt teilnimmt.

Wenn wir uns gegenseitig bewusst wahrnehmen und fühlen können, entsteht gesellschaftliche Kohärenz. Das ist besonders in Krisenzeiten wichtig, denn das schafft eine sehr starke Verbundenheit in lokalen Netzwerken. Es kreiert Unterstützung und gegenseitige Fürsorge." Thomas Hübl